Straßenbeleuchtung mit 70% Einsparpotential

28.11.2017 Die Umrüstung städtischer Straßenlaternen auf LED-Beleuchtung findet in den meisten Kommunen statt. Für die Tierwelt aber sind Strassenleuchten problematisch, denn viele Lebewesen sind nachtaktiv und stören sich an dem Licht. Außerdem sind die Betriebskosten für eine durchgehende nächtliche Beleuchtung hoch.

Deshalb rüstet auch die Stadt Münster nach und nach alle Straßenlaternen auf LED-Leuchten um. Dabei untersuchen die Stadtwerke Münster und das Tiefbauamt derzeit auch, wie eine moderne, intelligente, energie- und damit kosteneffiziente Straßenbeleuchtung aussehen kann. In Münster-Wolbeck wurden 19 Straßenlaternen auf einem rund 700 Meter langen Geh- und Radweg besonders modernisiert. Dort wurden LED-Leuchten eingesetzt und gleichzeitig zwei verschiedene Sensorsysteme angebracht. Diese Sensoren sorgen für eine intelligente, sogenannte adaptive Beleuchtung. Ist niemand in der Nähe eines Sensors, dimmt das Licht automatisch runter auf etwa 10 Prozent der tatsächlichen Leuchtkraft. Hält sich ein Verkehrsteilnehmer im Straßenraum auf, erkennen das die Sensoren, und das Licht strahlt heller – aber immer nur die Leuchte direkt neben dem Fußgänger und die beiden darauffolgenden Leuchten. Es entsteht also eine Lichtwabe, die den Menschen quasi begleitet. Dementsprechend hoch ist auch das Energieeinsparpotenzial. Es liegt bei 70 Prozent.

Die Projektpartner haben in Münster-Wolbeck Sensorsysteme zweier Hersteller getestet, an zwölf Leuchten einen Infrarot- und an sieben weiteren einen Radarsensor. „Infrarotsensoren erkennen Personen durch Wärmestrahlung, Radarsensoren reagieren auf Geschwindigkeit.“ Beide Systeme hätten relativ gut funktioniert. „Die Sensoren haben unabhängig von den Witterungsbedingungen überwiegend fehlerfrei gearbeitet, lediglich Kleintiere lösten teilweise Fehlschaltungen aus. Allerdings sprang der von uns getestete Radarsensor bei langsamer Geschwindigkeit, zum Beispiel von Fußgängern mit Rollator, nicht an. Sinnvoll ist es deshalb, für den Einsatzbereich Rad- und Gehweg Infrarotsensoren zu verwenden.

Zudem wurden Anwohner*innen und Nutzer*innen befragt. Die meisten Befragten fanden die Lichtwabe sehr angenehm, und wer in der Nähe des Weges wohnt, fühlte sich durch die adaptive Beleuchtung nicht gestört. Für die Stadt Münster ist es wichtig, ein System zu wählen, das sowohl von der Bevölkerung angenommen wird als auch natürlich einwandfrei funktioniert.

Wer die intelligente Straßenbeleuchtung einmal selbst ausprobieren möchte, hat dazu in Münster-Wolbeck Gelegenheit. Auf dem Petersdamm, in Höhe des Schulzentrums und der beiden Supermärkte, sind die Sensoren an den Leuchten montiert.

Überzeugt hat das Pilotprojekt bereits auf dem Kongress der Deutschen Energie-Agentur dena in Berlin: Dort belegte es den 2. Platz beim Publikumspreis. Gesucht hatte die dena herausragende Vorhaben, die die Energieeffizienz verbessern und die Energiewende in besonderem Maße unterstützen.

Das Projekt wird von Prof. Dr. Birgit Hartz und Robin Kersten vom Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster wissenschaftlich begleitet

Foto: FH Münster/Fachbereich Bauingenieurwesen