Corona und Nachhaltigkeit

03.06.2020 Täglich verfolgen wir die Zahlen der durch das Corona-Virus verursachten Sterbefälle in Deutschland. Aber woran liegt es, dass die erschreckend hohe Zahl der Hitzetoten im Jahr 2019 mit Bedauern zur Kenntnis genommen wurde, Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstosses und notwendige Verhaltensänderungen aber unverändert wenig Akzeptanz finden? Was uns die Corona-Krise für zukünftige Nachhaltigkeitspolitik lehren kann, dazu hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) einen Standpunkt von Dr. Busso Grabow veröffentlicht. Wenn Ursache-Wirkungs-Beziehungen so offensichtlich sind wie bei Corona, werden auch Einbußen, Beeinträchtigungen, sogar gewisse finanzielle Einschnitte akzeptiert:

Abstand halten, Social Distancing, Verzicht auf Dienstreisen führen zu sichtbar zurückgehenden Infektionszahlen.
Verändertes Verhalten von Menschen und Wirtschaftssubjekten in Bezug auf den Klimawandel hat zunächst keinerlei sichtbare und spürbare Wirkun¬gen. Unsere Gehirne schaffen es nur intellektuell, die Gefährdung der eigenen Großeltern aufgrund des nächsten Hitzesommers mit dem eigenen CO2-Fußabdruck in Verbindung zu bringen. In das für Sozialverhalten zuständige Frontalhirn schaffen es diese Zusammenhänge selten. Grabow führt aus, dass zwar die Fridays-for-Future-Bewegung den Klimawandel in unser aller Bewusstsein gerückt hat. Die zentralen Herausforderungen für die Zukunft unseres Planeten seien jedoch wesentlich vielfältiger als Gesundheit und Klimawandel. So zeigt es auch die Globale Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen ( SDGs – Sustainable Development Goals) auf.
„Um das zu verstehen, muss man nicht erst die vielen Millionen von Toten heranziehen, die durch Armut (SDG 1), Hunger (SDG 2), Geschlechter- und sexuelle Diskriminierung (SDG 5), verunreinigtes oder verseuchtes Wasser (SDG 6) oder unzumutbare Arbeitsbedingungen (SDG 8) Jahr für Jahr sterben“, schreibt Grabow. Die Nachhaltigkeitsziele, denen fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt sind (Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft) bedingen einander in vielfacher Hinsicht. Die Ausbreitung von Pandemien hänge mit dem Schutz natürlicher Ressourcen (SDGs 13, 14, 15) genauso zusammen, wie mit Good Governance, starken Institutionen, globalen Partnerschaften sowie resilienten Städten und Gemeinden (SDGs 11, 16, 17) oder mit unserer Art zu wirtschaften und unserem Konsumverhalten (SDGs 8, 12).
Der Difu-Autor erläutert zudem, was das für die Kommunen bedeutet. Politik und Verwaltung haben in Pandemiezeiten in vielen Fällen beispielhaft agiert, lobt Grabow, sie haben Verantwortung übernommen, haben meist angemessen und transparent kommuniziert. Das Zusammenspiel von Bund, Ländern und Kommunen habe in Zeiten der Krise gut funktioniert.
„In den Städten und Gemeinden wird sich entscheiden, ob nachhaltige Entwicklung ein Erfolg wird“ – dieses Mantra sei genauso wahr wie die Schlussfolgerung zwingend ist: Ohne eine neue und bessere Befähigung der Kommunen, zu Orten der Transformation werden zu können, werden wir auch die nationalen und globalen Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen. Kommunen müssen resilienter werden (SDG 11!), der Staat muss bessere Katastrophenvorsorge zur Vermeidung von Katastrophenrisiken auf lokaler und regionaler Ebene ermöglichen.

Zum vollständigen Standpunkt:
https://difu.de/nachricht/corona-krise-und-nachhaltigkeit-mut-zur-zukunft

Erklärung der SDGs – Sustainable Development Goals:
https://difu.de/nachricht/was-ist-eigentlich-sdgs

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