Essbare Stadt Oberhausen: Die Parkstadt wird genießbar!

2.12.2015. Sabine Lauxen, Beigeordnete der Stadt Oberhausen für Umwelt, Gesundheit, ökologische Stadtentwicklung, Stadtplanung, beschreibt im folgenden Artikel, wie die Parkstadt das Konzept "Essbare Stadt" umsetzt.

Wenn man im Ruhrgebiet über Boden redet, denkt man eher an Altlasten aus unserer industriellen
Geschichte. Mit dieser Situation haben wir gelernt umzugehen und können jetzt den nächsten Schritt
machen – nämlich mit diesen Böden für die Zukunft arbeiten.
Angespornt durch das Internationale Jahr des Bodens und initiiert durch das Lenkungsgremium
Agenda 21 und weitere Akteure aus den Quartieren haben wir uns aufgemacht, aus der grünen Parkstadt
Oberhausen eine genießbare Stadt zu machen. Dass diese Idee auf fruchtbaren Boden fallen wird,
zeigt ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Welcher Garten kam ohne ein Gemüsebeet aus, wer hatte
nicht hinten beim Schuppen einen Taubenschlag oder Kaninchenställe, von Obstbäumen ganz zu
schweigen? Das heißt, wir holen einen Gedanken, der im Privaten lange verwurzelt war, in den
öffentlichen Raum. Dort zeigen wir, was man alles machen kann.


WER MACHT DEN ERSTEN SCHRITT?


Wenn man einen solchen Prozess anstoßen will, muss man sich ehrlicherweise auch die Frage stellen: Muss ein solcher Prozess von unten initiiert werden, um nachhaltig zu sein? Oder kann man auch von oben eine solche Idee anschieben und sie dann abgeben? Wir haben uns für letzteren Weg entschieden. Und wir haben uns dazu entschieden, einen professionellen Kooperationspartner von Anfang an mit ins Boot zu holen. Das ist das Bildungswerk der Ruhrwerkstatt. Gemeinsam haben wir ein Konzept entwickelt, wie man die Grünfläche vor dem technischen Rathaus im Sinne einer genießbaren Stadt umwandeln kann. Im Rahmen einer AGH-Maßnahme (Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung) arbeiten seit einigen Wochen 15 Langzeitarbeitslose im Projekt mit und bereiten die Flächen vor.

Zur fachlichen Anleitung wurde eine Gärtnerin angestellt. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zu sinnvoller Beschäftigung, sondern auch zur ökologischen Sensibilisierung und zur Aufwertung des öff entlichen Raumes – eine echte Win-win-Situation. GESEHEN WERDEN Wichtig war uns, dass wir das erste Projekt an einem Ort durchführen, an dem es gesehen wird. Deswegen haben wir die Grünfl äche am Technischen Rathaus dafür ausgesucht. Wichtig war uns auch, dass die Fläche eine Größe aufweist, die wirkliches „Anbauen“ ermöglicht. Nur eins war uns nicht möglich: Aufgrund der Bodenbelastung ist das direkte Einpflanzen nicht möglich, und wir werden mit Hochbeeten arbeiten. Diese werden gerade gebaut; sie werden insgesamt ca. 1000 m2 Fläche für Gemüse- und Kräuterbeete zur Verfügung stellen. Ab nächstem Jahr haben die OberhauserInnen damit ihren ersten großen öffentlichen Gemüsegarten. Sie können sich infor- mieren, sie können mitanbauen und sie können miternten, denn das angebaute Gemüse und auch die Kräuter stehen der Stadtgesellschaft zur Verfügung.

PROJEKT DACHGARTEN

Etwas höher hinaus wollen wir mit dem Projekt des „Altmarktgartens“.

Im Rahmen einer Förderung des Bundesbaumi- nisteriums werden wir einen integrierten Dachgarten auf dem neu zu errichtenden Jobcenter in Alt-Oberhausen bauen. Der Dachgarten soll nicht nur auf das Ge- bäude aufgesetzt werden, sondern in die Wasser-, Abwasser-, Kühl- und Wärmekreisläufe des Bürogebäudes integriert werden. Auch hier werden wir eine Fläche von ca. 1000 m2 zur Verfügung haben, um Gemüse und Kräuter anzubauen, und auch hier verfolgen wir ein Bildungskonzept. Ziel ist es, möglichst viele Schülerinnen und Schüler und Interessierte aus der Stadt auf das Dach zu locken. Dort wird gezeigt, wie man mit unterschiedlichen Anbaume- thoden in der Stadt sein eigenes Gemüse ziehen kann. Regionale Produkte haben sich bereits gut durchgesetzt, jetzt heißt es, den lokalen Produkten zum Durch- bruch zu verhelfen. Aber eins ist auch klar: Gemüse- und Kräuterbeete entlassen die Städte nicht aus der Verantwortung, dort, wo es möglich und sinnvoll ist, Flächen zu entsiegeln, Wasser an die Oberfläche zu holen und grüne Erholungsinseln anzubieten. Grün- und Freiraumkonzepte müssen alle Bausteine miteinander vernetzen, um der Erwärmung der Städte entgegenzuwir- ken. Das wird die große Herausforderung sein.

Diesen Artikel und viele weitere Infos zum Thema "Stadt Land Flora" finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Forum Kommunalpolitik.